Fries von Trémalo (Text)

„ … der Fries in der Kapelle von Trémalo bei Pont-Aven in der Bretagne, eine Reihe holzgeschnitzter und unbeholfen bemalter Grotesken, die nicht – wie im Mittelalter üblich – von außen ein Gotteshaus vor finsteren Mächten schützen, sondern im Innern der Kapelle den untersten Balken des Dachstuhls zieren.

Gereon Heil hat sie zunächst in großformatige Einzelbilder umgesetzt und anschließend zu einem Fries, dem „Fries von Trémalo I“, gruppiert, dessen Motive, abhängig von der jeweiligen Raumsituation, in verschieden langen Einheiten und in unterschiedlicher Reihenfolge gehängt werden können. Monochrome Farbtafeln erweitern den Bildraum der Einzelbilder bzw. haben trennende Funktion innerhalb des Frieses.

Später ließ Gereon Heil in Pappmaché und Ton geformte Skulpturen in Bronze gießen und verwandte deren Abbildungen anschließend fototechnisch für einen weiteren Fries, den „Fries von Trémalo II“.

Die Kapelle entdeckte Gereon Heil 1987, als er sich mit den Megalithen und der Landschaft der Bretagne künstlerisch auseinandersetzte.“

Ulli Tückmantel, aus dem Katalog:
GEREON HEIL, Malerei und Skulptur, 1997,
Seite 6

„Auch wo moderne Form- und Farbgebung wie bei Gereon Heil sich der alten Motive bemächtigen, spürt man die ursprüngliche Faszination des Menschen vor den Formeln der Kraft und Beschwörung. Sie besteht darin, den Ausdruckswert nicht anzutasten, sondern mit modernen Mitteln eines malerischen Expressionismus zu betonen und herauszuarbeiten. Großflächig, souverän und kraftvoll, nicht dienend im untertänigen Sinne, zeichnet die aufs Wesentliche und Ausdrucksstarke konzentrierte Handschrift des Künstlers die archaischen Motive nach und löst die etwas zähen formalen Stereotypen des romanischen Zyklus ins Plastisch-Greifbare, ja Persönliche auf. Man vergisst für Augenblicke, dass die Vorlage skulptural ist, ihre erste Umsetzung zunächst zweidimensional; es könnte genauso gut umgekehrt sein.“

Dr. Christa Sütterlin, aus dem Katalog:
GEREON HEIL, Malerei und Skulptur, 1997,
Seite 24